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von kfztech.de Soll man jetzt seinen „alten“ Diesel verschrotten?Wer erinnert sich nicht mehr? Im Jahr 2009 wurde eine Umweltprämie (auch: Abwrackprämie) von der Bundesregierung auf den Weg gebracht, mit Ziel die Wirtschaft anzukurbeln. Der Prämientopf von rund 50 Milliarden Euro war ziemlich schnell leer, die Abwrackprämie ist längst eingestellt. Knapp acht Monate nach Einführung der Prämie hatten rund zwei Millionen Autokäufer die Subvention von fünf Milliarden Euro vollständig abgegriffen.
Den alten Diesel verschrotten und umtauschen? - Bild: Stephan Wengelinski / pixelio.de Neue AbwrackprämieSeit 2017 winken wieder tolle Rabatte für Autokäufer, die jedoch gekoppelt sind mit einem Dieselumtausch. Verantwortlich dafür ist aber nicht die Bundesregierung, sondern diesmal gingen die Aktionen von den Autoherstellern selber aus. Als Gründe können freilich die zahlreichen Diesel Skandale der Autobauer und die Diskussion über die Stickoxide verbunden mit angestrebten Dieselfahrverboten in den Innenstädten (z.B. Hamburg, Stuttgart) sein. Die Autobauer sind auch seitens der EU dazu verpflichtet, die Stickoxidemissionen zu reduzieren. Nun gibt es im Dieselstreit der Koalition eine Einigung. Ab Oktober 2018 greift nun das umstrittene „Konzept für saubere Luft und die Sicherung der individuellen Mobilität in Städten“ der Bundesregierung. Was sich ab dem 01.10.18 alles ändert, findet man am Ende des Artikels. So viel vorweg: Es ist geplant, dass möglichst viele neue Diesel im Tausch gegen "alte" Euro 4 und Euro 5 Diesel auf die Straße kommen sollen. Die Hersteller sollen dies nach dem Willen des Verkehrsministers dem Kunden durch satte Prämien schmackhaft machen. Die Dieselumtauschprämie kommt im Prinzip einer neuen Abwrackprämie gleich. Diesel DiskussionAm liebsten wäre es der EU, wenn der Umwelt zuliebe, die Dieselfahrzeuge bis Euro 4 komplett vom Markt verschwinden würden. Dies möchten auch Teile der deutschen Regierung, wie es scheint. Nur der Weg schien in der großen Koalition nicht ganz klar zu sein. Der Expertenrat und auch die Opposition sind mehrheitlich der Meinung, dass Euro 5 Fahrzeuge nachgerüstet werden müssten. Der Streit ging auch darum, ob ein Softwareupdate reicht oder ob ein Umbau der Hardware nicht besser wäre, wenn dies auch sinnvoll möglich ist. Ein Umbau ist teuer, nicht immer möglich und es stellt sich die Frage: Wer soll ihn bezahlen: Die Hersteller, die den Skandal zu verantworten haben oder die Autofahrer? Bei Autos bis Euro 4 sieht es wohl so aus, dass ein Umbau nicht möglich ist, bzw. sich nicht rentiert. Bei der Hardwareumrütung sträuben sich die meisten Hersteller jedoch. Aus diesen Gründen stellt sich am Ende für den Autofahrer die Frage, ob er seinen Wagen umrüsten, verkaufen oder gleich verschrotten sollte, sofern sich das auch für ihn lohnt. Aber: Nicht alle Autofahrer können sich einen Neuwagen leisten.
Softwareupdate, Hardware einbauen oder gleich verschrotten? - Bild: Gabi Eder / pixelio.de Wichtiges zum UmtauschDiesel-Umtausch-Prämien bieten seit 2017 zahlreiche Autohersteller. 2018 sind zwar einige ausgestiegen (u.a. VW), aber es bieten noch genug Händler Prämien an (siehe Tabelle). Wie läuft das? Der Autofahrer tauscht entweder seinen Diesel gegen ein Neufahrzeug (muss kein Diesel sein) ein oder lässt diesen gleich verschrotten und kauft dafür einem Neuen beim Händler. Die Prämie gilt grundsätzlich nur für Neufahrzeuge. Tagezulassungen sind davon ausgeschlossen. Andere Rabattaktionen gelten dann auch nicht. Welches Fahrzeug man eintauscht, spielt keine Rolle. Man kann also seinen alten VW Diesel bei Toyota eintauschen gegen beispielweise einen Hybrid. Will man seinen alten Diesel verschrotten, muss man sich nicht groß selber darum kümmern. Man ruft einfach den Schrotthändler an und führt das Fahrzeug der Autoverwertung mit kostenloser Abholung zu. Am Ende erhält man einen Verwertungsnachweis, den man dem Autohändler beim Neukauf vorlegt. Wichtig ist, dass der „Alte“ mindestens sechs Monate auf einen zugelassen war. Bei Daimler bekommt man zur Prämie von 2.000 Euro noch einen Wertausgleich für das alte Auto dazu, wenn man es verschrottet. Bei den meisten gilt die Regelung bis Euro 4. Bei Hyundai, Daimler und Mazda jedoch nur bis Euro 3. Euro 4 Autos werden aber in Zahlung genommen. BMW und Toyota nehmen grundsätzlich alle Fahrzeuge in Zahlung und verschrotten nicht. BMW zahlt auch für einen alten Benziner, wenn sich der Kunde sich für einen Neuen entscheidet, der nicht mehr als 130 Gramm CO2 ausstößt. VW ist im Juli ausgestiegen, aber nachfragen lohnt sich immer. Wenn die neue Regelung der Regierung kommt, dürfte der VW Konzern sich auch wieder beteiligen. Kfztech.de empfiehlt seinen Lesern auf jeden Fall, sich nur dann einen neuen Diesel zu kaufen, wenn dieser bereits die Euro 6d Norm Temp erfüllt und nicht nur Euro-6c. Der Grund: Autos mit Euro 6d Norm halten den Grenzwert nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch auf der Straße ein (WLTP-Verfahren). Denn Euro 6a, 6b und 6c Fahrzeuge können laut Umweltbundesamt im realen Fahrbetrieb durchschnittlich bis zu sechsmal mehr Stickstoffdioxid ausstoßen, als erlaubt!! Je nach Größe oder Fahrzeugmodell kann ein neuer Diesel somit theoretisch sogar mehr Schadstoffe emittieren als ein alter. Diesel mit Euro-Norm 6d-TEMP besitzen derzeit die besten Chancen von Fahrverboten verschont zu bleiben. Die Liste von Diesel-Autos mit Euro 6d-TEMP Norm findet man hier. AlternativenWer einen Umtausch überlegt, sollte sich auch mit dem Gedanken befassen ein Erdgas-, Elektro- oder Hybridfahrzeug zu kaufen. Hier winken auch noch weitere Prämien. Viele Autohäuser geben bereits zahlreiche Rabatte. Dies sollte man in seine Überlegungen einbeziehen. Es könnte durchaus lukrativer sein, nicht die Umtauschprämie zu wählen, sondern mit dem Autohaus Rabatte zu verhandeln. Bei einigen Händlern fällt die Umweltprämie niedriger aus, als der bisher angebotene Rabatt. Der Diesel ein Sündenbock?Kfztech.de ist der Meinung, dass auch ein großflächiger Umtausch beim Diesel „alt gegen neu“ keine großen Änderungen für die Emissionen und die Umwelt bringen. Das Umweltbundesamt hatte kürzlich auch darauf hingewiesen, dass die aktuellen Umtausch-Aktionen (20.000 Autos) im besten Fall gerade einmal eine Reduzierung der Stickoxid-Belastung um nicht mal 1 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bringen würden (Quelle: dpa). Der Bau neuer Autos erfordert viel Energie und Ressourcen und belastet eher die Umwelt. Viele Gute Diesel werden verschrottet und müssten dies eigentlich noch nicht, so die Meinung von kfztech.de. Die Stickoxidbelastung durch die Diesel ist die letzten Jahren drastisch zurückgegangen. Aber es ist durchaus so, dass Dieselmotoren eine größere NOx-Quelle (ca. 10 %) sind und deshalb dazu beitragen, dass an verkehrsnahen Messstellen der Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) vielerorts nicht eingehalten wird. In 2016 waren Diesel-PKW für über 70 Prozent der NO2-Emissionen des Straßenverkehrs in Städten verantwortlich. Durch die Umwelthilfe werde unserer Ansicht nach, das Dieselauto und sein Stickoxidausstoß jedoch teilweise zu Unrecht zum alleinigen Sündenbock erklärt.
Der Unterschied des NOx-Ausstoßes von Euro 5 und Euro 6 Fahrzeugen ist recht groß - Bild ADAC "Die Nachrüstung mit SCR-Katalysatoren ist eine wirksame Maßnahme, um den NOx-Ausstoß von Diesel-Pkw effektiv zu senken und so die NO2-Immissionsgrenzwerte mittelfristig in allen Städten einzuhalten. Die Nachrüstung von Euro 5-Diesel-PKW ist grundsätzlich technisch möglich", schrieb das UBA erst unlängst. Viele Besitzer von Dieseln können sich einen Auto-Neukauf nicht leisten. Letztendlich verdienen die Autohersteller an dem Diesel Skandal viel Geld und die Autofahrer sind die Leidtragenden. Dass die Autohersteller nun durch die Diesel-Umtausch-Prämie eventuell um eine Hardwarenachrütung herumkommen und durch die Dieselkäufe Gewinne machen, ist angesichts ihrer Verquickung im Dieselskandal der eigentliche Skandal.
Die Technik zur NOx Reduzierung ist vorhanden - Bild: Bosch
Tabelle Aktuelle Umweltprämien / Wechselprämien für Diesel (Stand 04.10.18)
*Umweltprämie bei Verschrottung, Wechselprämie bei UmtauschWas ändert sich ab dem 02. Oktober 2018?Nach aktuellem Stand plant die Bundesregierung ein "Konzept für saubere Luft und die Sicherung der individuellen Mobilität in unseren Städten", um Fahrverbote zu verhindern:
* Intensivestädte (vermutet): München, Stuttgart, Köln, Reutlingen, Düren, Hamburg, Limburg a.d. Lahn, Düsseldorf, Kiel, Heilbronn, Backnang, Darmstadt, Bochum, Ludwigsburg. Frankfurt am Main ist auch im Gespräch.
Eng verbunden mit der Dieselproblematik sind auch die Fahrverbote in den deutscehn Großstädten wie z.B. Hamburg, Berlin oder Stuttgart. Mehr dazu auf unserer Seite: Diesel Fahrverbote(Quellen u.a.: ADAC)
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