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Wenn eine Werkstatt es sich leisten kann und mag, besitzt sie vielleicht einen elektro-hydraulischen Gelenkspieltester zum Fahrwerkstest, wie sie der Autofahrer von TÜV oder Dekra her kennt. In den meisten Fällen jedoch, wird zur Untersuchung durch den Kfz-Mechatroniker die folgende manuelle Prüfmethode angewandt. Er wird das Fahrzeug auf der Hebebühne anheben und durch Drücken und Ziehen mit den Händen an den Rädern oder mit dem Montiereisen an Trag- und Spurstangengelenken die Aufhängung auf eventuelle Spiele hin untersuchen. Der Kraft der Hände sind allerdings Grenzen gesetzt. Auch hängen bei dieser Methode die Räder frei nach unten, Gelenke und Gummilager befinden in einer verspannten Lage, wie sie im Fahrbetrieb so nicht vorkommt. So werden unter Umständen manche Fehler am Fahrwerk einfach übersehen. Beim vorgestellten Gelenkspieltester, der das Hebelgesetz geschickt ausnützt, steht das Fahrzeug hingegen auf dem Boden in seiner natürlichen Lage. Bei ihm wird man auch Elektronik vergeblich suchen. |
Der Sachverständige des TÜV bei der Überprüfung von Taggelenken während einer Hauptuntersuchung. Die Lampe dient zum Einschalten des elektrohydraulischen Gelenkspieltesters. |
Beim getesteten Gelenkspiel- und Aufhängungsprüfgerät der Firma HG Fahrwerksprüftechnik handelt es sich eigentlich um zwei verschiedene Prüfgeräte: die Prüfplatte und die Haltekralle. Während des Tests verwendet der Prüfer zur Auswertung lediglich seine eigenen Sinne. Die Augen sehen ein eventuelles Spiel an Fahrwerksteilen, die Hände spüren und die Ohren hören den Verschleiß. Im Grunde soll mit den beiden Prüfgeräten der Fahrzustand nachvollzogen werden. Es lassen sich Fahrzustände wie Anfahren, Bremsen und Kurvenfahrt simulieren.
Mit der Prüfplatte kann durch Hin- und Herbewegen des Rades mittels Prüfhebel der Verschleiß in Traggelenken, Radführungselementen und Gummimetallverbindungen an Vorder- und Hinterachse bereits im Anfangsstadium festgestellt werden. |
Die PrüfplatteMit der Prüfplatte kann durch Hin- und Herbewegen des Rades mittels Prüfhebel der Verschleiß in Traggelenken, Radführungselementen und Gummimetallverbindungen an Vorder- und Hinterachse bereits im Anfangsstadium festgestellt werden. Die Kräfte, die das Rad beim Anfahren, beim Bremsen und bei der Kurvenfahrt hin- und herbewegen, können mit diesem Gerät simuliert werden. Durch das feinfühlige Hin- und Her-, Vor- und Zurückbewegen des Prüfhebels entsteht kein Geräusch, so dass eine Verschleiß- und Geräuschfindung nicht durch Nebengeräusche beim Prüfen beeinträchtigt wird. Durch Einwirken geringer Kräfte zwischen Zug- und Druck lässt sich auf einfache Weise der Verschleiß feststellen. Wenn in den sicherheitsrelevanten Bauteilen des Fahrzeugs Verschleiß vorhanden ist, wird dieser nämlich als Spiel am Prüfhebel mehrfach vergrößert an den Prüfer übertragen. Wenn es um Geräuschermittlung geht, ist der Verschleiß für den Prüfer fühlbar, nach Betätigung des Hebels sogar hörbar. |
Die HaltekralleDurch das zweite Gerät, die Haltekralle, lassen sich Querlenker oben, Federbeindomlager, Spurstangenendstücke (rechts) an der Vorderachse und Radführungselemente an Vorder- und Hinterachse ebenfalls durch einfaches Hin- und Herbewegen prüfen. Zur Prüfung wird die Bremse mit einem mitgelieferten Bremsenfeststeller festgesetzt. Die Haltekralle ist eine ideale Ergänzung zur Prüfplatte. Mit der Spindel ist sie sehr schnell am zu prüfenden Rad angebracht, ohne das dabei das Fahrzeug bewegt werden muss. |
Mit der Haltekralle lassen sich Querlenker oben, Federbeindomlager, Spurstangenendstücke an der Vorderachse und Radführungselemente an Vorder- und Hinterachse ebenfalls durch einfaches Hin- und Herbewegen prüfen. Im Bild Hinrich Grebener der Entwickler des Gelenkspieltesters.
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Die Geräte sind mobil einsetzbar, z.B. auf einer Viersäulen-Hebebühne, aber auch an einer Arbeitsgrube oder direkt auf dem Werkstattboden. Wichtig ist nur, dass sich die Bodenplatte dazu auf einen ebenen und festen Untergrund befindet. Die Prüfplatte ist durch Transporträder einfach zum Prüfort zu transportieren. Es sind weder Strom noch Druckluft für den Gebrauch des Gelenkspieltesters erforderlich. Nach Gebrauch lassen sich die Prüfgeräte beispielsweise an einer selbst gefertigten Wandhaken Platz sparend verstauen.
Der kugelgelagerte Gelenkspieltester ist im Prinzip wartungsfrei. Hin und wieder sollten vielleicht die Schraubverbindungen und Gelenke auf Festigkeit und Gängigkeit überprüft werden.
Die Standardausführung des Gelenkspieltesters ist für PKW und Transporter bis 3,5 t geeignet. Mittlerweile gibt es auch eine Haltekralle für Zugmaschinen, Busse und Anhänger. Ein einziger Prüfer ist damit dank Hebelgesetz in der Lage die Gelenke der Lenkung zu überprüfen. Durch leichtes Anheben der Vorderachse direkt am Rad können Achsschenkel und auch Doppelquerlenkervorderachsen bei Bussen untersucht werden. Nach Befestigung der Kralle an einer luftgefederten Hinterachse kann durch Drehen am Rad das Kugelgelenk des Dreieckslenkers geprüft werden. Selbstlenkende Nachlaufachsen von Sattelaufliegern können ebenfalls gecheckt werden. Der Dreieckslenker von Liftachsen, der vorher fast nicht zu überprüfen war, ist mit der Kralle nun kein Problem. Durch den 2 m langen Betätigungshebel und der Übersetzung wird eine Prüferkraft von 250 N auf 10000 N vergrößert. Aus 1 mm Spiel am Gelenk werden 40 mm spürbares Spiel am Hebel.
Für Prüfplatte und Haltekralle gilt: der Verschleiß ist sichtbar, ein Geräusch, verursacht durch defekte Gelenke, sogar hörbar spürbar und am Betätigungshebel verstärkt spürbar. Dem Autor gelang es beim ersten Einsatz auf Anhieb ein defektes Traggelenk an einem Opel Zafira festzustellen. Das Spiel in einer defekten Gummilagerung eines BMW-Längslenkers war ebenfalls gut zu beobachten. Eine gewisse Übung und Erfahrung mit Fahrwerken und deren Bauteilen sowie eine Portion Grundlagenwissen sollten aber trotzdem vorhanden sein, wenn man mit dem Tester Fehler finden will. Die Grundplatte lässt sich auf einer Viersäulen-Hebebühne durch einen variablen Hebel auch von unten bedienen. Eine typische Mängelliste mit Fahrwerks- und Aufhängungsfehlern ist in Tabelle 1 zu finden.
Fazit
Diese manuelle und mobile Prüfmethode ist eine gute und einfache sowie preisgünstige Möglichkeit um Verschleiß im Fahrwerk im Fahrzustand im Anfangsstadium feststellen zu können. Das Gelenkspiel- und Aufhängungsprüfgerät ist eine Erfindung von Hinrich Grebener aus Aurich, der diesen auch vermarktet. Der Gesamtpreis inklusive Bremsenfeststeller liegt bei 1565,- Euro, netto. Für Werkstätten, die sich keinen teuren elektrohydraulischen Gelenkspieltester leisten können, ist der Gelenkspieltester eine sinnvolle und günstige Anschaffung. Im Gegensatz zu anderen teueren Lösungen ist keine Energie wie z.B. Luft oder Strom erforderlich. Aufwendige Updates von Software und damit verbundene Folgekosten sind nicht nötig. Der Tester ist einsetzbar für alle Fahrzeuge bis 3,5 t, die sich auf dem Markt befinden, gestern, heute und auch in zwanzig Jahren.
Johannes Wiesinger
Links:
www.hg-fahrwerksprueftechnik.de
Quellen:
HG-Fahrwerksprüftechnik
Audi A4, A6, A8 |
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Spurstangengelenk |
BMW 3 |
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BMW 5er E60 |
Vorderachsverschleiß ab 40.000 km |
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Citroen Saxo |
Traggelenke Vorderachse nach drei Jahren verschlissen |
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Ford Ka, Fiesta, Escort |
Querlenker Gummimetallteile |
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Ford Ka |
Alu-Distanzscheiben, Achszapfen Hinterachse defekt |
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Ford Mondeo |
Querlenkergummimetalllager hinten |
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Ford Transit |
Traggelenke V-Achse, Risse im Querlenker |
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Fiat Brava + Punto |
Hinterachslager ausgeschlagen |
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Hyundai Accent |
Querlenkerdurchrostung V-Achse |
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Mazda 323 Ab Bj. 90 |
Hinterachslager durchgerostet |
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Mercedes A |
Schwingenlager hinten defekt, Koppelstangen Stabilisator vorne |
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Mercedes 190 |
Spurstangen ausgeschlagen, Federaufnahme V-Achse weggerostet |
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Mercedes W 210, 95-98 |
Obere Federaufnahme weggerostet und abgerissen |
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Mercedes W211 |
Zugstrebenlager V-Achse defekt, Koppelstange V-Achse |
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Mercedes Sprinter |
Traggelenke oben, Rahmenbruch hinten bei Luftfederung |
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Lancia Thema |
Querlenkerbruch Hinterachse |
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Opel Astra + Vectra |
Stabilisator Achse Querlenkergummi V-Achse |
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Astra F. |
Federbruch V-Achse im Federteller |
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Opel Frontera |
Risse in Federaufnahme H - Achse Blattfedern |
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Omega B |
Federbruch H - Achse |
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Opel Zafira |
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Porsche Boxter |
Nach Tieferlegung Risse in den Anlenkpunkten der Fahrwerksteile |
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Renault Twingo |
Federbrüche vorne und hinten ab 30.000 km |
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Renault 19 |
Abriss der oberen Stoßdämpferbefestigung |
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Renault Espace |
Querlenker V - Achse |
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Smart |
Traggelenke Vorderachse defekt, Querlenkerbuchsen V - Achse, Querlenker V - Achse durchgerostet |
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VW Golf II, III, IV |
Querlenkergummimetalllager V - Achse, Hinterachsbuchsen Golf II + III |
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Golf IV |
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Passat B 5 VW |
wie Audi A4 |
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VW Bus T 2 |
Traggelenke oben und unten |
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VW Bus T4 |
Traggelenke oben und unten, Spurstangenaxialgelenk |
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