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Ventilsteuerung Uni Air / MultiAir
Fiat bricht mit dem seit über 100 Jahren
geltenden Prinzip herkömmlicher Verbrennungsmotoren: Bei dem von Fiat „MultiAir“ genannten System
werden der Hub sowie die Öffnungs- und Schließzeit der
Einlassventile nämlich nicht, wie bei einem konventionellen Motor
üblich, rein mechanisch von einer Nockenwelle, sondern von einem
elektro-hydraulischen System gesteuert.
MultiAir Zylinderkopf Schnittmodell - Hinter der Entwicklung der vollvariablen Ventilsteuerung zur Serienreife steckt aufwändige Arbeit in den Bereichen Mechanik, Hydraulik und Steuerungssoftware. Die innovative Ventilsteuerung ermöglicht laut
Fiat eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs um 15 Prozent und der
CO2-Emissionen um 17%. Deutlich sollen die Verbesserungen vor allem
im Start-, Teillast- und Beschleunigungsverhalten sein. Fiat spricht
von 12 % mehr Leistung und 15% mehr Drehmoment. Die Werte beziehen
sich auf den Vergleich zwischen dem Fiat Punto 1.4 16V MultiAir 99
kW (135 PS) mit Start&Stopp-Automatik und dem Fiat Grande Punto 1.4
T-Jet 16V 88 kW (120 PS) mit Abgasnorm Euro 4.Die Abgasnormen
Euro 5
und Euro 6 eingehalten werden können.
Zweizylinder TwinAir Motor mit MultiAir/Uni Air Technik Für die zusätzliche Leistungssteigerung sorgt die von MultiAir übernommene Steuerung der Luftzufuhr zu den Zylindern. Bei konventionellen Fahrzeugen wird die zur Verbrennung benötigte Luft durch die Stellung der Drosselklappe geregelt, was leider zu Drosselklappenverlusten führt. Bei der MultiAir bleibt die Drosselklappe dagegen voll geöffnet. Das notwendige Gemisch wird über die Ventile gesteuert.
UniAir/MultiAir ermöglicht erstmals, nicht nur den Ventilhub zu variieren, sondern die Ventile während des Zyklus zugleich mehrfach und in verschiedenen Zeitpunkten zu öffnen und zu schließen.
Aufbau und Funktion
Jeder Zylinder verfügt über ein eigenes nockengesteuertes Hydrauliksystem mit separater Hydraulikkammer. Die Motoren besitzen keine Einlassnockenwelle. Die Auslassnockenwelle dagegen verfügt über einen zusätzlichen Nocken, der das Ventilspiel mechanisch auf eine ölgefüllte Hydraulikkammer überträgt. Das Hydrauliköl wird durch ein Magnetventil gesteuert. Ist das Magnetventil der Hydraulikkammer geschlossen, dann verhält sich die Hydraulikkammer wie ein starres Bauteil: Sie überträgt die Nockenbewegung auf die Ventile wie bei einem konventionellen Motor. UniAir/MultiAir könnte ein wegweisender Baustein für die Motorentechnik der Zukunft sein. Öffnet sich das Magnetventil, werden Nocken und
Ventile voneinander getrennt. Die Einlassventile werden dann nicht mehr
vom Rhythmus der Nocken, sondern von einem Steuergerät über
Magnetventile bewegt. Die Zylinderfüllung lässt sich so exakt auf den
jeweiligen Lastzustand anpassen, wodurch der Motor in jeder
Fahrsituation mit dem optimalen Wirkungsgrad betrieben wird. Insgesamt
werden 5 verschiedene Betriebszustände unterschieden.
Elektrohydraulische Steuerung 5 Betriebszustände
Der "Full Lift" genannte
Betriebszustand ist bei voller Motorleistung nötig. Bei niedrigerer
Leistungsanforderung wird das Ventil geöffnet, die Übertragung der
Nockenbewegung auf die Ventile unterbleibt. Der LIVO-Modus
wird beim Motorstart und im Leerlauf aktiviert. Die Abkürzung
bedeutet Late Intake Valve Opening; übersetzt: Späte Öffnung der
Einlassventile. Die Ventile werden dabei nicht so weit und nur auch
kurz geöffnet. Beim Kaltstart des Motors gelangt so nur wenig kalte
Luft in den Zylinder, wodurch der Motor besser anspringt.
EIVC, was für Early Intake Valve Closing oder frühes
Schließen der Einlassventile steht, wird bei mittleren und niedrigen
Drehzahlen sowie geringer Zylinderfüllung aktiviert. Dabei werden
Pumpverluste an der Drosselklappe reduziert, die Literleistung
erhöht und ein unerwünschtes Zurückströmen in den Ansaugstutzen
vermieden. Der vierte Betriebszustand nennt sich
Partial Load, also Teillast. Er unterscheidet sich
vom EIVC-Modus nur durch ein etwas weiteres Öffnen und ein späteres
Schließen der Ventile. Schließlich gibt es noch den
Multi-Lift-Modus, der durch ein mehrfaches Öffnen der
Einlassventile gekennzeichnet ist. Er ist für niedrige Last,
Stop-and-go-Verkehr oder Leerlauf vorgesehen.
Es werden 5 verschiedene Betriebszustände unterschieden Video zur MultiAir (in Englisch)
Schäffler und Fiat
entwickelten das System
Das von der Schäffler Gruppe mitentwickelte und
produzierte und dort Uni Air System genannte, vollvariable System wurde
von Fiat Powertrain Technologies (FPT) patentiert und 2009 erstmals im
Alfa Romeo MiTo 1.4 eingesetzt. UniAir/MultiAir geht auf eine Erfindung
des Centro Ricerche Fiat (CRF) zurück. Die Technologie kann durchaus als
Revolution auf dem Gebiet der Motorentechnik gelten. Vollvariable
Ventilsteuerungen sind allerdings nicht ganz neu. So setzt BMW bereits
seit einigen Jahren erfolgreich die
Valvetronic zusammen mit dem
Doppelvanos bei seinen Motoren ein. Die
Valvetronic arbeitet jedoch elektro-mechanisch und nicht
elektro-hydraulisch.
Schnittdarstellung des Zweizylinders (Twin Air) Auch für Diesel geeignet
Das nockengeführte MultiAir Ventiltriebssystem
ist sowohl bei Otto- als auch
bei
Dieselmotoren einsetzbar. Mit
UniAir lässt sich beim Otto-Motor eine drosselfreie, stufenlose,
softwarekontrollierte Laststeuerung der 5 Betriebszustände im
gesamten Motorkennfeld umsetzen. Fiat setzt Multi Air neben den
Vierzylindermodellen auch bei den Zweizylinder-TwinAir Modellen im
fiat 500 mit Start-Stopp-Technik ein.
Der EIVC-Modus, was für Early Intake Valve Closing oder frühes Schließen der Einlassventile steht, wird bei mittleren und niedrigen Drehzahlen sowie geringer Zylinderfüllung aktiviert Beim Diesel-Motor kann durch die präzise
Regelung von
Abgasrückführraten die Brennraumtemperatur gesteuert werden.
Gleichzeitig wird das effektive Verdichtungsverhältnis im Zylinder
variiert und so eine homogene Verbrennung sicher gestellt. UniAir
ermöglicht auch erstmals, nicht nur den Ventilhub zu variieren,
sondern die Ventile während eines Zyklus zugleich mehrfach und in
unterschiedlichen Zeitpunkten zu öffnen und zu schließen. Damit
erweitert UniAir erheblich die Potenziale der bisherigen variablen
Ventilsteuer-Mechanismen.
Fiat 500 Twin Air mit Multi Air Technologie
Autor: Johannes Wiesinger bearbeitet: |
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